Redebeiträge

Redebeitrag 21.05.2020, Ni Una Menos Platz (Hannover)

Dies ist ein Redebeitrag in Solidarität mit all den trans Personen in Ungarn und weltweit. Er wurde zunächst auf der Kundgebung und Veranstaltung „Das ist unser Platz“ auf dem Ni Una Menos Platz am 21.05.2020 vorgelesen.

Dies ist unser Platz! Wir sind trans, wir sind queer, wir bewegen uns außerhalb der binären Vorstellungen von Geschlecht und auch mittendrin.
Wir sind wenige Menschen, die hinter diesem Redebeitrag stehen. Wir sind wenige von so vielen Personen die trans sind, aber gerade nicht hier sind, sein können oder sein wollen. Oder aber nicht als trans Personen sichtbar sind. Oder umgebracht wurden, in den Tod getrieben. Dies ist auch deren Platz.

Und nicht nur das. Dies ist auch der Platz all der trans Personen, denen in Ungarn gerade das Recht genommen wurde, in dem Geschlecht ihrer Wahl zu leben. Die rechte Regierung in Ungarn hat am Dienstag ein Gesetz beschlossen, das es Menschen unmöglich macht, ihren Geschlechtseintrag behördlich zu ändern.

Dies ist ein mörderischer Akt, da es trans Personen die Möglichkeit nimmt, sich selbstbestimmt in der Gesellschaft zu bewegen. Es spricht ihnen ihre Identität ab und bietet Nährboden für mehr und mehr transfeindliche Gewalt und Morde.

Dies ist kein Gesetz, das einfach nur von der faschistischen Regierung des ungarischen Staates beschlossen wurde. Es ist ein Gesetz, das sich aus den Meinungen und Stimmen so vieler Menschen weltweit speist. Es ist ein Gesetz, dass das die faschisierung vieler Länder, weltweit wiederspiegelt. Auch in Deutschland wird dies mehr und zunehmend sichtbarer, gerade auch mit den aufkommenden und wachsenden Verschwörungstheorien und Menschen die diese unterstützen.

Nicht nur das, der Geschlechtseintrag selbst ist auch in Deutschland hinter Hürden an Bürokratischen Maßnahmen, Gerichtsverfahren und horrende finanzielle Kosten gebunden. Trans Personen müssen dafür außerdem ihr Geschlecht von mehreren Therapeut_innen attestiert bekommen und mit diesen in zumeist grenzüberschreitenden Gesprächen kooperieren, um eine Empfehlung zur Änderung des Geschlechtseintrags zu bekommen.
Dabei ist dies auch nur eine von vielen Arten, wie trans Personen in Deutschland Gewalt durch dessen Gesetzgebung erfährt.

Wie gerne würden wir da an die Regierung appellieren oder von der EU fordern, Druck auf Ungarn auszuüben, dieses gewaltvolle Gesetz aufzuheben oder die deutschen Gesetze zu ändern.

Aber, wir sind müde von Apellen an die Regierung und ihren halbherzigen Reaktionen, von ihrem gekonnten Ignorieren, ihrer ausschließenden Bürokratie und ihren brutalen Entscheidungen, mit denen sie so viele Menschen umbringen.

Wir wenden uns stattdessen an euch und an uns selbst.
Dass wir kämpfen, auf der Straße und zu Hause, bei Freund_innen und Familien, überall.
Dass wir die Identitäten und Erfahrung anderer anerkennen und uns unterstützen auf unseren Wegen über die Grenzen binärer Geschlechtsentwürfe hinweg.
Dass wir begreifen, dass die Erfahrungen von trans Personen so unterschiedlich wie die von cis Personen sind.
Dass wir lernen, wie sich die Unterdrückung von trans Personen nicht von anderen Formen der Unterdrückung trennen lässt; wie sich die Kämpfe dagegen nicht trennen lassen.
Dass wir etwas sagen und einschreiten, wenn wir einen transfeindlichen Übergriff miterleben. Dass du etwas sagst und einschreitest, wenn du einen transfeindlichen Übergriff miterlebst.

Ich wende mich an uns alle, dass wir eine Zukunft träumen, in der auch trans Personen überleben werden. Dass wir eine Zukunft träumen, in der trans Personen laut und lustvoll sein können. Dass wir eine Zukunft träumen, in der die Idee binärer Geschlechtergrenzen so abwegig ist, dass wir darüber lachen.

Redebeitrag 8. März 2020

Hallo, wir sind x und x vom QueerPunkt.

Wir sind hier mit solidarischen Grüßen, an alle, die feministische Kämpfe unterstützen und heute auf der Straße sind, und besonders an diejenigen, die von patriarchalen, rassistischen un dauf andere Weise unterdrückerischen Strukturen betroffen sind.
Für viele von uns ist die Existenz schon ein Kampf. Darum brauchen wir Räume in denen wir uns gegenseitig unterstützen und empowern können.

Am 4. und 5. April eröffnet der “QeerPunkt”, ein selbstverwalteter Raum in der Nordstadt, der offen ist, für Treffen, Aktionen und Veranstaltungen zu feministischen Themen.

Auch in feministischen Zusammenhängen gibt es allerdings immer wieder Ausschlüsse. Z.B. Transpersonen wird immer wieder abgesprochen, selbstständig ihr Geschlecht zu benennen. Sexarbeiter*innen wird ihr Recht auf Selbstbestimmung abgesprochen. Nicht selten äußern sich vermeintlich feministische Positionen auch antimuslimisch oder rassistisch.

Wir stellen uns dagegen und fordern einen Feminismus, der alle vom Patriarchat Betroffenen mitdenkt.
Einen Feminismus, der auch über seinen eigenen Tellerrand hinwegschaut und sich mit Kämpfen weltweit solidarisiert und verbindet.
Für Feminismus, weltweit!